Hero und Leander

Hero (altgriechisch Ἡρώ Hērṓ) und Leander (Λέανδρος Léandros) sind zwei Gestalten aus der griechischen Mythologie. Sie zählen zu den bekanntesten Liebespaaren der europäischen Literatur. Der Sage zufolge war Hero eine Priesterin der Aphrodite in Sestos am westlichen Ufer der Meerenge Hellespont. Ihr Geliebter Leander lebte in Abydos am gegenüberliegenden kleinasiatischen Ufer. Da er Hero nur heimlich besuchen konnte, durchschwamm er allnächtlich den Hellespont. Ein Leuchtfeuer, das Hero in einem Turm entzündete, oder eine von ihr dort verwendete Öllampe oder Fackel wies ihm den Weg. Einmal verirrte er sich jedoch bei einem Sturm, der das Feuer auslöschte, und ertrank. Am folgenden Morgen entdeckte Hero seinen angeschwemmten Leichnam am Ufer und stürzte sich vom Turm in den Tod.

Der Stoff ist erstmals im 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugt, sein Ursprung ist unbekannt. Die erste ausführliche Bearbeitung stammt von dem Dichter Ovid, der einen fiktiven Brief Leanders an Hero und deren Antwort verfasste und in die Sammlung seiner Heroidenbriefe aufnahm. Um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stellte der Dichter Musaios die Geschichte in einem griechischen Epyllion (Kurzepos) dar. Erwähnungen in der kaiserzeitlichen Literatur und Darstellungen in der bildenden Kunst lassen die andauernde Bekanntheit der Sage erkennen.

In der Neuzeit entfaltete die Sage eine starke Nachwirkung. Besonders verbreitet war die abgewandelte Fassung im Volkslied Es waren zwei Königskinder. Von den zahlreichen literarischen Bearbeitungen sind die bekanntesten ein episches Gedicht von Christopher Marlowe, eine Ballade von Friedrich Schiller und Franz Grillparzers Trauerspiel Des Meeres und der Liebe Wellen. Neben Dichtern und Schriftstellern griffen auch bildende Künstler und Komponisten das Motiv der tragischen Liebesgeschichte auf. Viele Gemälde und Skulpturen sowie eine Reihe von Opern, Kantaten, Liedern und Instrumentalkompositionen zeugen von der anhaltenden Faszinationskraft der Sage. Verschiedentlich wurde der Stoff in Travestien und Parodien verfremdet.


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